mobile icon
sprachwahl
11.02.2014

Rundschalung formt strömungsgünstige Bauwerksteile

Anspruchsvolle Fischbäuche

Radienverstellbare TRAPEZTRÄGER-Rundschalung für die Erweiterung der Mainfrankensäle in Veitshöchheim

Die jüngsten Überflutungen in Mitteleuropa haben gezeigt, dass dem Schutz von Gebäuden in Überschwemmungsgebieten eine besondere Bedeutung zukommt.
Ebenso muss zunehmend der Einfluss von Gebäudeteilen auf andere, benachbarte Bauten beachtet werden. Denn diese können, wenn sie in einer Wasserströmung stehen, Verwirbelungen bilden, welche sich in schädigenden erosiven oder statischen Kräften auswirken.

Veitshöchheim bei Würzburg

Das zuständige Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg hat entlang des Mains auf einem beidseitigen Streifen von jeweils 60 Metern verfügt, dass alle neuen baulichen Anlagen genehmigungspflichtig sind. Dies dient zum Schutz der bestehenden Bauten und ihrer Einwohner.

1980 errichtete die Gemeinde Veitshöchheim ein etwa 70 x 80 Meter messendes Bürgerhaus mit einem teilbaren Saal für 800 Sitzplätze, die so genannten Mainfrankensäle, die überregional bekannt wurden durch Übertragungen von Fernsehsendungen. Ebenso waren darin Freizeitanlagen, Sauna und Gaststätte untergebracht. Der  Saal selbst liegt im ersten Stockwerk und damit oberhalb einer wahrscheinlichen Hochwasserlinie. Auffällig sind die Vor- und Rücksprünge einzelner Gebäudetrakte sowie gestützte Luftgeschosse.

Seit dem 18. Februar 2013 wird das Gebäude deutlich erweitert und einer Totalrenovierung unterzogen. Die bauausführende Otto Heil GmbH & Co. KG (Bad Kissingen) ist dabei vor eine beachtenswerten Herausforderung gestellt: Denn bereits zur nächsten Karnevalsaison im Februar 2014 muss das Gebäude fertig sein.

Doch da das Gebäude in die Überflutungszone des Mains hineinragt, sind zahlreiche Auflagen zu erfüllen, die den Bau verkomplizieren. Darunter sind Räume, die bei einer Flut voll Wasser laufen müssen, um den Auftrieb des Grundwassers zu kompensieren. Besonders auffällig jedoch sind die beiden großen, in Richtung Main gelegenen Stützen, in deren Innerem sogar mehrere Räume liegen. Denn ihre Querschnitte sehen etwa so aus wie ….

Fischbäuche!

Eine strömungsgünstige Form setzt heranströmenden Fluten weniger Widerstand entgegen als beispielsweise ein quadratischer Block. Auf das Gebäude wirkende Scherkräfte und Wirbel werden verringert. Fast noch wichtiger ist allerdings die Verringerung der Wirbelschleppen. Diese könnten benachbarte Wohngebäude treffen und dort durch Scherkräfte oder Unterspülungen Schäden verursachen.

Die günstigste architektonische Form ist eine schmale, gekrümmte, längssymmetrische Form, die „Fischbauch“ genannt wird. Um ihr eine Eleganz zu verleihen, besteht die einzelne Kurve nicht aus einem einzigen Kreissegment, sondern wird aus mehreren unterschiedlichen Krümmungen zusammengesetzt, die als Bestandteile mehrerer Kreissegmente berechnet werden. Die jeweiligen Enden laufen spitz zu. Aus statischen Gründen sollte der komplette Baukörper aus einem einzigen Guss Ortbeton hergestellt werden.

Da die Wände nur 20 cm dick sind, stellte sich nun die Frage, wie dies schaltechnisch ohne besonderen Aufwand überhaupt gelöst werden konnte.

Trapezträger-Rundschalung mit Hohlstützkörper
Betonage: Der komplette „Fischbauch“ genannte Hohlstützkörper wurde aus einem Guss Ortbeton hergestellt. Teilweise standen zwei Betontransporter bereit, um die Betonpumpe zu beschicken. Im Hintergrund ist der Main zu erkennen, der bei Hochwasser an dieser Stelle meterhoch vorbeifließt.

Rundschalung – schnell und einfach in der Montage

Die günstigste Variante war, die radienverstellbare TRAPEZTRÄGER-Rundschalung TTR von PASCHAL für die gekrümmten Wände einzusetzen. Die keilförmige Spitze wurde mit der RASTER Universalschalunggeformt, welche mit der TTR kompatibel ist. Die Scharnierecken sind auch für diese sehr spitzen Winkel ausgelegt. So wurde also das gesamte Bauteil mit Systemschalung erstellt, ohne einen Zentimeter Beischalung!

Der größere Fischbauch ist 16,00 m lang und 5,70 m schlank; er wird öffentliche sanitäre Einrichtungen aufnehmen und – da er im Überflutungsbereich liegt, entsprechend der Regelungen des Wasserwirtschaftsamtes – nicht überflutungssicher ausgelegt. Der kleinere ist 11,804 m lang und 4,664 m breit; er wird elektrische Anlagen aufnehmen und überflutungssicher sein. Beide Fischbäuche wurden mit 3,00 m Höhe komplett eingeschalt und in einem Guss mit 50 kN/m² ohne Dehnungsfuge betoniert.

Zuerst wurde der kleine, dann der große Fischbauch erstellt. Das Einstellen der Radien (beim großen 11,06 m, 14,885 m und 13,39 m) wurde einmal vom PASCHAL-Fachberater gezeigt und danach vom Baustellenteam selbstständig und problemlos vorgenommen.

Die Schalarbeiten verliefen schnell, sicher, erfolgreich und insgesamt „sehr gut“, wie Polier Christian Stein meint, auch Bauleiter Joachim Fella war sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Aussichten

Die Baustellenarbeiten gehen zügig und im Zeitplan voran. Es sieht so aus, als müssten die Fernsehteams keine Sorge haben.

Schalplan Mainfrankensäle
Schalplan (Ausschnitt): Trotz der anspruchsvollen Form wurde jeder Zentimeter im System geschalt.

Teilen auf:



Polier Christian Stein von der Otto Heil GmbH ist zufrieden, dass „alles sehr gut geklappt“ hat.

Bauleiter: Joachim Fella